Kantonsspital Baselland wird Partner von «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland»
Unnötige Vitamin D-Messungen, regelmässige Gesundheitschecks oder überflüssige Eisensubstitutionen: Die moderne Medizin macht vieles möglich. Doch nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch medizinisch sinnvoll. Es gibt Behandlungen und Untersuchungen, die für Patientinnen und Patienten keinen Mehrwert bieten. Hier setzt «smarter medicine» an: Nach dem Motto «Weniger ist manchmal mehr» möchte der gemeinnützige Verein die begrenzten Ressourcen in der Gesundheitsversorgung zum Wohle der Patientinnen und Patienten effizient und gewinnbringend einsetzen. Dies durch die Veröffentlichung unnötiger Behandlungen aus den verschiedenen medizinischen Fachgebieten und Gesundheitsberufen, die Förderung von Forschung im Bereich der Qualität sowie durch das Empowerment von Patientinnen und Patienten. Letztere sollen ermutigt werden, mit den Gesundheitsfachkräften in einen Dialog auf Augenhöhe zu treten.
Gegen Über- und Fehlversorgung
Im KSBL bedeutet Qualitätsentwicklung die regelmässige Teilnahme an Qualitätsmessungen und Umfragen, die Durchführung von Fortbildungen, Fallbesprechungen und Journal Clubs, aber auch die Sensibilisierung der Patientinnen und Patienten auf allenfalls unnötige Behandlungen.
Prof. Dr. med. Jörg Leuppi, Chefarzt der medizinischen Universitätsklinik und Chief Medical Officer am KSBL sowie klinischer Professor für Innere Medizin an der Universität Basel, setzt sich seit Jahren mit dem Thema «smarter medicine» bzw. «less is more» auseinander. «Als Gesundheitsfachkräfte müssen wir uns unablässig fragen, welche Untersuchungen oder Behandlungen wirklich zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten beitragen und welche nicht sinnvoll sind», sagt Prof. Leuppi. «Dies müssen wir im Behandlungsalltag stets fragen, leben und auch lehren».
Empfehlungen von unnötigen Behandlungen ermöglichen offenen Dialog
Kernstück von «Choosing Wisely» sind sogenannte «Top-5-Listen» aus allen medizinischen Fachdisziplinen, auf denen je fünf Behandlungen zu finden sind, die in der Regel keinen Nutzen bringen. Inzwischen sind in der Schweiz rund 20 Top-5-Listen veröffentlicht worden. Gemäss Geschäftsführer Lars Clarfeld sind rund 20 weitere Listen in der Entstehung: «Bald werden medizinische Fachgesellschaften oder Organisationen von Gesundheitsberufen, die noch keine Top-5-Liste erarbeitet haben, in der Minderheit sein», sagt Geschäftsführer Clarfeld. Die Listen richten sich nach den Empfehlungen für eine nachhaltige, effiziente und evidenzbasierte Medizin und beruhen auf nationalen und internationalen Studien.
Weniger ist manchmal mehr
Die Massnahmen der Top-5-Listen sind mit Risiken verbunden, die potenziell grösser sind als deren Nutzen für die Patientinnen und Patienten, weshalb auf eine solche besser verzichtet oder zumindest kritisch geprüft werden soll. Dies erfordert jedoch immer erst ein ausführliches Gespräch zwischen Gesundheitsfachperson und Patientin oder Patient, da jeder Fall individuell beurteilt werden muss und keine Behandlung à priori vorenthalten wird. Inzwischen umfasst das Partnernetzwerk 15 Spitäler in der Schweiz, darunter auch das Luzerner Kantonsspital (LUKS), das Zuger Kantonsspital, das Kantonsspital Glarus oder die Universitätsspitäler Genf (HUG) und Lausanne (CHUV).
Mehr zu «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland» unter: www.smartermedicine.ch
Weitere Auskünfte erteilen:
Dr. med. Lars Clarfeld
Geschäftsführer von «smarter medicine – Choosing Wisely Switzerland»
Tel: +41 31 370 40 06
Prof. Dr. Jörg Leuppi
Chefarzt der medizinischen Universitätsklinik und Chief Medical Officer am Kantonsspital Baselland und klinischer Professor für Innere Medizin an der Universität Basel
regula.voirol@ksbl.ch (Sekretariat)
Tel: +41 61 925 21 80