Künstliches Hüftgelenk - eine Patientin berichtet
«Ich arbeite gerne schnell», sagt Melanie Krasniqi. «Doch das ging irgendwann nicht mehr.» Der Grund: starke Schmerzen in der Hüfte. An vielen Tagen plagten sie die junge Detailhandelsangestellte bereits auf dem Weg zur Arbeit. Manchmal den ganzen Tag, während sie Waren auspackte und Regale einräumte. «Mit der Zeit strahlten die Schmerzen bis ins Knie, in den Fuss, in den Rücken und zuletzt sogar bis zum Brustbein aus», berichtet die heute 34-Jährige. Die ganze linke Seite war schwach. Im Fall von Frau Krasniqi war der Auslöser für die Beschwerden eine starke Abnutzung im Hüftgelenk, eine sogenannte Arthrose, verursacht durch eine angeborene Fehlbildung der Hüften. «Auch altersbedingter Verschleiss, Überlastungen, Fehlstellungen, Entzündungen oder Brüche im Bereich des Gelenkes können Auslöser für Hüftarthrose sein», erklärt Andrej Nowakowski, Orthopäde und Chefarzt am Kantonsspital Baselland (KSBL). Neben Schmerzen können die Abnutzungen an Knorpel und Knochen auch zu Bewegungseinschränkungen führen. Meist erhalten Patientinnen und Patienten zunächst eine konservative Therapie – etwa Schmerzmittel, Spritzen und Physiotherapie. Auch Krasniqi nahm «sehr viele Schmerztabletten». Wenn das alles nichts mehr nützt, kann ein künstliches Hüftgelenk helfen. «Es ist das beste Mittel, das wir haben», sagt Nowakowski. «Natürlich nur, wenn die Schmerzen tatsächlich vom lädierten Hüftgelenk kommen und gelenkserhaltende Operationen nicht mehr möglich sind.»
Betroffene entscheiden selbst
Zeitdruck gibt es in den allermeisten Fällen keinen. «Patientinnen und Patienten entscheiden selbst, wann es Zeit für ein künstliches Hüftgelenk ist», betont der Orthopäde. Zu raschem Handeln rät Nowakowski einzig, wenn sich zum Beispiel ein Gelenkkopf sehr stark und rasch abnutzt, sodass das Bein bereits kürzer wird oder Knochen schon so beschädigt sind, dass es zunehmend schwieriger wird, ein Implantat zu verankern. Bei Melanie Krasniqi hatten phasenweise Schmerzen in der Hüfte mit Mitte 20 eingesetzt – nachdem sie bereits einmal als Kleinkind und einmal als Jugendliche operiert worden war. «Nach der zweiten Schwangerschaft wurden die Schmerzen fast unerträglich», erinnert sie sich. Doch sie zögerte, sich operieren zu lassen: «Mein Umfeld fand mich dafür zu jung.» Die Entscheidung für die Operation fiel schliesslich in den Ferien am Meer: «Ich stieg aus dem Wasser und versuchte meinen beiden kleinen Kindern im Sand hinterherzurennen », erzählt sie. «Aber das ging nicht: Ich konnte mein linkes Bein kaum heben.» Nowakowski, in dessen Sprechstunde Krasniqi auf Empfehlung eines Luzerner Orthopäden bereits einmal gewesen war, empfahl ihr eine Operation mit künstlichem Hüftgelenksersatz. Er hat schon Betroffene fast jeden Alters mit Hüftprothesen versorgt. «Die jüngste war bislang 14, die älteste 103 Jahre alt», berichtet er. Je nach Ausgangslage, anatomischen Gegebenheiten, Körpergrösse, und Ansprüchen an Beweglichkeit und zukünftiger Belastung, verwendet er unterschiedliche Implantate. So erhielt Krasniqi ein auf sie zugeschnittenes Modell, welches die Fehlbildung an ihrer Hüfte und die Voroperationen berücksichtigt.
Minimalinvasive Operation
«Heute operieren wir vorwiegend minimalinvasiv. Das heisst nicht nur durch einen kleinen Hautschnitt, sondern auch, dass insbesondere keine Muskeln mehr durchtrennt werden», erklärt Andrej Nowakowski. Während der Operation röntgt er, um zu kontrollieren, ob alles wie geplant passt. Bei Melanie Krasniqi ist das offenbar der Fall: «Die Schmerzen im Hüftgelenk waren nach der Operation weg.» Geblieben ist eine Fehlhaltung, an der sie in der Physiotherapie arbeitet. Doch die vergleichsweise geringen Einschränkungen, die sie noch hat, halten sie nicht auf: «Ich bin wieder die Melanie von früher», freut sie sich. Und die gibt jetzt wieder richtig Gas.
Wenn Bakterien Implantate besiedeln
Es kommt vor, dass sich Keime auf der Oberfläche von Implantaten ansiedeln – etwa nach einer Zahnbehandlung oder Blasenentzündung. Für solche Komplikationen ist die Infektorthopädie am KSBL die richtige Anlaufstelle: Hier wurde sogar ein weltweit anerkanntes Behandlungsschema entwickelt, das dabei hilft, hartnäckige Bakterien-Infektionen erfolgreich zu bekämpfen.
Der Beitrag ist im Gesundheitsmagazin medizin aktuell des KSBL erschienen.