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04.02.2021

Notfallstationen KSBL Liestal, Bruderholz und Laufen sind 24/7 geöffnet

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Die Notfallstationen des KSBL sind an allen drei Standorten des KSBL – Liestal, Bruderholz und Laufen – rund um die Uhr geöffnet, das ambulante Zentrum in Laufen ist jedoch nur auf leichte Fälle ausgerichtet.
Notfallstationen KSBL Liestal, Bruderholz und Laufen sind 24/7 geöffnet

Wenn jede Minute zählt

Viele Menschen erleben im Verlauf ihres Lebens einen medizinischen Notfall – sei es am eigenen Leib oder bei jemand anderem. In einer Notfallsituation gilt es, rasch und besonnen zu handeln.

Wer kennt diese Szene nicht: es ist Sonntag und die Bauchschmerzen werden immer stärker. An wen sich wenden? «Die erste Anlaufstelle ist die Hausärztin oder der Hausarzt. Sollte diese bzw. dieser nicht erreichbar sein, so kann man sich an die Medizinische Notrufzentrale, MNZ wenden», erklärt Dr. med. Nicolas Geigy, Chefarzt Notfallzentrum am Kantonsspital Baselland, KSBL. Die Notrufzentrale ist während 24 Stunden erreichbar und hilft, bei einem akuten medizinischen Problem eine Lösung zu finden. Dies kann die Vermittlung an einen Arzt, Zahnarzt, eine Apotheke oder ein Spital sein, manchmal reicht die Beratung am Telefon. Diese Vorabklärung macht gerade in Zeiten von Covid-19 Sinn, um die Notfallstationen nicht unnötig zu belasten. «Natürlich kann man direkt zu uns auf den Notfall kommen, dies sollte aber nur mit telefonischer Voranmeldung geschehen», betont der Notfallmediziner. Die Notfallstationen des KSBL sind an allen drei Standorten des KSBL – Liestal, Bruderholz und Laufen – rund um die Uhr geöffnet, das ambulante Zentrum in Laufen ist jedoch nur auf leichte Fälle ausgerichtet. Unter Umständen muss man etwas Geduld mitbringen. «Je leichter verletzt jemand ist, umso mehr Verständnis bitten wir, wenn es zu Wartezeiten kommt», so Dr. Geigy. Als Zusatzangebot steht deshalb auf dem Bruderholz und in Liestal abends und am Wochenende eine hausärztliche Notfallpraxis zur Verfügung, in der Hausärztinnen und Hausärzte der Region ihre Dienste anbieten.

In lebensbedrohlichen Situationen gilt es, rasch zu handeln, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. «Besteht der Verdacht auf Herzinfarkt oder Schlaganfall oder ist jemand bewusstlos, sollte die Ambulanz gerufen werden », so Dr. Geigy. Brustschmerzen, Engegefühl, Schwindel, Übelkeit und Atemnot könnten auf einen Herzinfarkt deuten. Ein Schlaganfall zeigt sich durch plötzliche Lähmung, Gefühlsstörung, Schwäche, Sprachstörungen, Schwindel und Kopfschmerz. Ist die Rettung organisiert, sollte auch der Hausarzt informiert werden. Notfallmediziner Geigy hat einen dringenden Wunsch: «Engagieren Sie sich mit uns für Ihre Gesundheit, kennen Sie Ihre Diagnosen, Medikamente und Allergien, notieren Sie diese auf einen Zettel und bringen sie diesen immer mit. Dies kann Leben retten! Auch Ihre Patientenverfügung sollten Sie mitbringen. Sie können diese auch vorbeugend bei uns hinterlegen, sodass wir Ihre Wünsche kennen.» Dr. Geigy weiss, wovon er spricht und wie überlebenswichtig solche Informationen sein können. 

Bei Anruf Alarm

Um medizinische Notfälle rasch ins Spital zu bringen, steht ein gut ausgebildetes Spezialistenteam und die Fahrzeugflotte des Rettungsdienstes am Kantonsspital KSBL bereit. Im letzten Jahr rückten die rund 52 Mitarbeitenden 8300 Mal aus. Zum Team gehören Rettungssanitäter und Rettungssanitäterinnen sowie Notärztinnen und Notärzte, welche rund um die Uhr für die medizinische Notfallversorgung von akut Erkrankten und Verunfallten im Einsatz stehen. Ist die Patientin/der Patient z.B. bewusstlos, oder Opfer eines schweren Verkehrsunfalls, dann kommt zusätzlich ein Notarzt zum Einsatzort. Dies komme in knapp 10% der Einsätze vor, erklärt Thomas Schwander, Leiter Rettungsdienst am KSBL. In allen anderen Fällen fahren die Rettungssanitäter und Rettungssanitäterinnen zu zweit. «Wir haben einen umfangreichen ärztlich delegierten Kompetenzbereich, sodass wir die meisten Einsätze eigenständig handhaben können», erklärt Pascal Stephan, Ausbildungsverantwortlicher des Rettungsdienstes am KSBL. Da die Rettungssanitäter und Rettungssanitäterinnen medizinische Probleme der unterschiedlichsten Art antreffen, ist die Ausbildung auf einem entsprechend hohen Niveau. «Es handelt sich um eine anspruchsvolle, dreijährige HF-Ausbildung auf Tertiärstufe», so Stephan. Das KSBL beschäftigt sieben bis acht Studierende. Auch nach der Ausbildung müssen sich alle Mitarbeitenden während mindestens 40 Stunden pro Jahr weiterbilden und eine jährliche Kompetenzprüfung bei der ärztlichen Leitung ablegen. Um die über 5 Tonnen schweren Fahrzeuge fahren zu können, braucht es den Führerausweis Kategorie C1. «Wir wechseln uns stets ab, jemand fährt und die andere Person den Patienten oder die Patientin betreut.» Obwohl das Strassengesetz bei Dringlichkeitsfahren mit Sonderrechten überschritten werden darf, gelte es, die Verhältnisse des Verkehrs zu berücksichtigen, dafür brauche es Fingerspitzengefühl, so Schwander.

Setzt jemand einen Notruf über die Nummer 144 ab, löst die Notrufzentrale beider Basel den Alarm aus. Kommt dieser beim Rettungsdienst KSBL rein, sehen die Mitarbeitenden dies auf einer speziellen Alarmierungs-App ihres Diensthandys. «Dabei erfahren wir bereits, worum es sich handelt und wie die Dringlichkeit ist. Anschliessend bestätigen wir den Einsatz und begeben uns ins Fahrzeug, wo wir uns erneut mittels Badge anmelden. Die weiteren Einsatzdetails sehen wir dann auf dem Fahrzeug-Tablet», erklärt Stephan. «Während des Einsatzes geben wir regelmässige Statusmeldungen durch.» Dabei entscheidet die Einsatzequipe, in welches Zielspital gefahren werden soll. «Holen wir beispielsweise jemanden mit einem Schlaganfall ab, so fahren wir prinzipiell ins Stroke-Center des Universitätsspitals Basel.» Bei einem Herzinfarkt übermitteln die Einsatzkräfte vom Einsatzort aus ein EKG an den Kardiologen des KSBL. «Zusammen mit ihm wird anschliessend das weitere Prozedere und das Zielspital telefonisch besprochen. »

Ohne Teamgeist geht es nicht

Rettungsleute treffen mitunter belastende Situationen an. «Ab einem gewissen Schweregrad des Einsatzes ist ein Debriefing obligat. Dabei merkt man bereits, wie es den Einsatzleuten geht», erklärt Stephan. Die Mitarbeitenden können sich jederzeit an eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger des KSBL sowie an das Careteam des Kantons wenden. Zudem besteht im Team das sogenannte Peer-to- Peer Prinzip, bei dem die Mitarbeitenden aufeinander zugehen, wenn ihnen etwas auffällt. «Das meiste wird im Team gelöst – wir schauen aufeinander. Diese Unterstützung und die Offenheit funktionieren sehr gut bei uns, dies zeugt von einer guten Teamkultur.» Deshalb gebe es auch wenige Ausfälle wegen psychischer Belastung. «Die körperliche Belastung hingegen ist happig, das merkt man mit den Jahren schon», sagt Schwander. Wenn jemand Probleme mit dem Rücken oder den Gelenken habe, müsse er oder sie sich unter Umständen umschulen lassen. Um die teilweise schwere Arbeit etwas zu erleichtern, können die Rettungssanitäter und Rettungssanitäterinnen auf allerlei technische Unterstützung zurückgreifen. Stephan demonstriert dies an der Trage, die er mit einem einfachen Handgriff aus der Ambulanz zieht und mit elektronischer Unterstützung sanft auf den Boden stellt. In einem Seitenfach befindet sich zudem ein Tragestuhl mit Raupensystem für Treppentransporte. Trotz dieser Unterstützung brauche es eine gesunde physische Grundvoraussetzung, betont Stephan. Obwohl herausfordernd, sei es ein interessanter und vielseitiger Job, sind sich die beiden Rettungssanitäter einig.

Der Rettungsdienst des KSBL ist nach den Qualitätskriterien des Interverband fürs Rettungswesen (IVR) zertifiziert und von der SGNOR (Schweizerische Gesellschaft für Notfall- und Rettungsmedizin) anerkannte Weiterbildungsstätte für Notärzte.

Der Beitrag wurde für die Februar-Ausgabe des Magazins Regio aktuell geschrieben. 
Hier finden Sie den Artikel im PDF-Format.

Dr. med. Nicolas Geigy

Facharzt für Allgemeine Innere Medizin / Klinische Notfallmedizin (SGNOR)
Chefarzt Notfallzentrum
Co-Leiter Plattform INOA (Intensivmedizin, Notfallmedizin, OP-Management, Anästhesie)

Tel. +41 61 925 22 48

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