Prostatakrebs ist in vielen Fällen heilbar
In der Schweiz erkranken jedes Jahr rund 7100 Männer an Prostatakrebs. Das Risiko, an dieser Krebsform zu erkranken, steigt ab 50 Jahren. Die Diagnose Prostatakrebs bedeutet aber nicht das Ende. Wird der Tumor im Frühstadium entdeckt, so sind die Heilungschancen gut.
Das Tumorzentrum des KSBL bietet betroffenen Männern im Prostatakrebszentrum eine umfassende Behandlung an. Sämtliche Fachkräfte der Urologie, Radioonkologie, Onkologie, Radiologie, Psychoonkologie und Pathologie sind unter einem Dach vereint und arbeiten Hand in Hand. «Die Komplexität der Abklärung und Behandlung von Krebserkrankungen hat in den letzten zehn Jahren enorm zugenommen. Deshalb macht es Sinn, dass die unterschiedlichen Spezialisten eng zusammenarbeiten », sagt der Zentrumsleiter, Dr. med. Peter Spörri.
Jede Woche findet ein Tumorboard statt, an dem sich alle Spezialärzte treffen, um die Therapie eines jeden Patienten eingehend zu diskutieren. «So wird das Wissen und die Erfahrung aller Beteiligten genutzt, um eine individualisierte und optimale Behandlung zu gewährleisten». Bei einem akuten Problem könne man dank der kurzen Entscheidungswege schnell reagieren. Hat ein Patient beispielweise starke Schmerzen wegen Ablegern in der Wirbelsäule, ermöglicht der Radioonkologe eine rasche, schmerzlidernde Bestrahlung. «Dank des regelmässigen Austauschs und der kurzen Wege bieten sich für die Patienten ideale Voraussetzungen», bringt es der erfahrene Urologe auf den Punkt.
Das Angebot der Psychoonkologie rundet das Angebot ab. «Eine Krebsdiagnose ist für die Betroffenen oft schlimm und bedrohlich. Ein Gespräch mit unserer Psychoonkologin ist dann hilfreich». Dabei gehe es nicht um eine lange Psychotherapie, sondern um eine kurze Intervention, um den Betroffenen zu helfen, mit der Diagnose besser klarzukommen.
Inkontinenz und Impotenz vermeiden
Von 100 Männern, bei denen Dr. Spörri und sein Team Prostatakrebs diagnostizieren befinden sich etwa 75-80 in einem frühen Stadium. Weil in den letzten Jahren enorme medizinische Fortschritte erreicht wurden, sind die Heilungschancen gestiegen. «Im Frühstadium ist der Krebs auf die Prostata beschränkt und kann in vielen Fällen geheilt werden». Die Behandlung umfasst in diesem Fall die vollständige Entfernung der Prostata mit dem Roboter. Dieser ermöglicht es dem Chirurgen, exakt und schonend zu operieren. Dadurch sind die Patienten nach der Operation schneller wieder arbeitsfähig und erleiden weniger Schmerzen. «Mit den modernen Operationsmethoden haben wir zudem bessere funktionelle Resultate. Die Männer haben nach der Prostataoperation eine bessere Kontrolle über das Wasserhalten und in immer mehr Fällen bliebt die Sexualfunktion erhalten». Mit den früheren Techniken kam es nicht selten zu einer Inkontinenz und Impotenz. «Die Belastung durch die Behandlung ist für den Patienten insgesamt kleiner geworden», betont Dr. Spörri.
Als Alternative zur Operation bietet sich die Bestrahlung von aussen und je nach Situation von innen an. Wenn der Krebs bereits fortgeschritten ist, geht es darum, sein Wachstum zu verzögern und tumorbedingte Beschwerden zu verhindern oder zu lindern. In der Regel kommt dabei eine antihormonelle Therapie, gelegentlich auch eine Chemo- oder Immuntherapie zum Zug. Letztere hilft dem Immunsystem, die Tumorzellen besser zu erkennen und zu bekämpfen.
Die Lebensdauer kann so verlängert werden und das bei einer höheren Lebensqualität. «Wir wägen genau ab, welche Therapie am geeignetsten ist. Nach ausführlicher Aufklärung und Diskussion der Vor- und Nachteile entscheidet am Schluss der Patient zusammen mit seinem behandelnden Arzt». In ausgewählten Fällen, wenn der Krebs klein und wenig aggressiv sei, reiche oft auch eine aktive Überwachung. «Ist ein Mann schon in einem hohen Alter, respektive liegt seine Lebenserwartung unter fünf Jahren, so darf man auch zuwarten und beobachten, solange er keine Beschwerden hat».
Früherkennung ist entscheidend
Je früher ein Krebs gefunden wird, umso besser sind die Heilungschancen. Deshalb empfiehlt Dr. Spörri eine Vorsorgeuntersuchung. Dabei tastet der Hausarzt die Prostata mit dem Finger ab und misst den PSAWert im Blut. Dieser Organmarker zeigt meistens an, wenn mit der Prostata etwas nicht stimmt. In einem nächsten Schritt klärt dann der Urologe weiter ab, was die Ursache ist. «Natürlich handelt es sich nicht immer um Krebs. Der PSA-Wert ist eben kein spezifischer Tumormarker». Urologe Spörri legt Männern zwischen 50 bis circa 75 Jahren eine Prostatakrebs- Vorsorgeuntersuchung ans Herz. Bei einer familiären Krebsbelastung sollte diese schon mit 45 Jahren beginnen.
Mit geballtem Wissen gegen den Krebs
Das neue Prostatakrebszentrum am Tumorzentrum des Kantonsspitals Baselland (KSBL) bietet eine wohnortnahe und qualitativ hochstehende Versorgung von betroffenen Männern an. In diesem hochspezialisierten Zentrum sind sämtliche Disziplinen, die sich mit der Diagnostik, Therapie und Betreuung von Prostatakrebspatienten befassen, unter einem Dach vereint. Das Prostatakrebszentrum lässt sich durch die Deutsche Krebsgesellschaft zertifizieren.
Dieser Beitrag ist im November 2023 im Magazin Regio aktuell erschienen.