Ein interessanter und fordernder Alltag
1. Als Erstes verschaffe ich mir einen Überblick über die verschiedenen Eingriffe im Operationssaal, die ich, zusammen mit dem Team, an diesem Tag betreuen werde.
2. Zu meiner Arbeit gehört das Vorbereiten und Bereitstellen der Anästhesiematerialien. Dazu zählen die zum Narkoseverfahren benötigten Medikamente, das Monitoring und das Instrumentarium. Auch liegt es in meiner Verantwortung sicherzustellen, dass die Respiratoren und Monitoren einsatzbereit sind.
3. Mein erster Patientenkontakt mit Frau B.* findet in der Perioperativen Anästhesie Holding Area (Eintrittsbereich) statt. Nach der Begrüssung und einem ersten Check-up begleite ich Frau B. in den Vorbereitungsraum. Einer der wesentlichen Aspekte, warum dieser Beruf so befriedigend ist: Wir sind für die Patientinnen und Patienten von Anfang bis Ende einer Operation da, manchmal auch noch länger.
4. In der Anästhesieeinleitung werden die letzten Vorbereitungen zur Vollnarkose getroffen. Frau B. wird mit dem benötigten Monitoring versehen. Die grosse Herausforderung besteht darin, in relativ kurzer Zeit ein Vertrauensverhältnis zu schaffen, damit sich die Patientin wohl und geborgen fühlt. Man sagt: Die Patientin/der
Patient erwache so, wie sie/er eingeschlafen ist.
5. Während die Medikamente ihre Wirkung zeigen, unterstütze ich Frau B. in ihrer Atmung. Sobald sie tief in Narkose ist, werden die Atemwege gesichert. Je nach Verfahren kommen ein erweitertes Monitoring, zusätzliche Zugänge und Lagerungsmassnahmen zum Zug. Eine gute Absprache im Team ist hier unerlässlich.
6. Während des Eingriffs liegen unter anderem die Überwachung der
Vitalparameter, das Ausgleichen des Flüssigkeitshaushaltes und die Beatmung in meiner Verantwortung. Ich gleiche die Verluste zeitnah aus und sorge dafür, dass Frau B. anschliessend möglichst schmerzfrei und stabil erwacht. Ein schöner Mix aus menschlicher Interaktion und technischem Arbeiten.

Zur Person
Als Dipl. Expertin Anästhesiepflege absolvierte Michèle Février zusätzlich zu ihrer Grundausbildung als Pflegefachfrau DN2 das Nachdiplomstudium (NDS) HF Anästhesie in Aarau. Die Komplexität der Anästhesiesituationen, besonders bei unbekannten oder notfallmässig zu behandelnden Patientinnen und Patienten, erfordert die Fähigkeit, schnell, flexibel und vorausschauend zu reagieren und im Rahmen der delegierten Kompetenzen zu handeln. «Auch wenn es klischeehaft anmutet, ist der Dank der Patientinnen und Patienten die grösste Motivation», sagt Michèle Février.
Das KSBL bietet eine Reihe von vielseitigen und qualitativ hochstehenden Ausbildungen an. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stehen viele Wege für die eigene Entwicklung und die individuelle Karriereplanung offen.
www.ksbl.ch/karriere

7. Die Operation ist zu Ende: Während der Ausleitung am Ende der Anästhesie achte ich darauf, dass Frau B. möglichst ruhig und entspannt aufwachen kann. Diese Phase erfordert Präzision und Feingefühl. Gleichzeitig müssen wir das Zeitmanagement im Auge behalten, um Verzögerungen der Folgeeingriffe zu vermeiden
8. Frau B. ist aufgewacht und alles ist bestens verlaufen. Ich orientiere sie über Zeit und Ort und dass sie den Eingriff gut überstanden hat. Es ist befriedigend zu wissen, dass wir als Team unser Bestes gegeben haben und die Patientin sich optimal betreut fühlt. Dann haben wir alles richtig gemacht.
9. Die fachübergreifende Zusammenarbeit ist in unserem Bereich enorm wichtig. Wir treffen uns zweimal täglich zu einem kurzen Austausch. Hier werden aktuelle Probleme und Fragen erörtert.
News sowie Verbesserungsvorschläge werden online erfasst und im Team besprochen. So sind alle auf dem gleichen Informationsstand und wir können unsere Arbeit kontinuierlich
weiterentwickeln.
10. Neben den geplanten Anästhesien gehören auch das Aufräumen, Reinigen und Auffüllen des Materials und der Säle zu meinen Aufgaben. Hinzu kommt das Bereitstellen des Anästhesiematerials
für den nächsten Tag.
11. Zu meinen Aufgaben gehört auch alles Organisatorische bezüglich Apotheke. So arbeitete ich beim Konzept zur Apothekenbewirtschaftung des Beatmungszentrums mit. Das Corona-Jahr stellte uns alle vor grosse Herausforderungen.
Wir mussten innert kürzester Zeit die Prozesse anpassen.
Dies gelang uns dank der transparenten Kommunikation und dem enormen Engagement aller Beteiligten.
12. Die Durchführung von notfallmässigen Stabilisierungs- und Wiederbelebungsmassnahmen auf der Station oder im Schockraum kann meinen Tagesablauf jederzeit verändern. Immer wieder ist Flexibilität gefragt.
Der Beitrag ist im Magazin «medizin aktuell», Ausgabe Nr. 7, Mai 2021, zu finden.
Kantonsspital Baselland
Institut für Anästhesie und Intensivmedizin
anaesthesie.bruderholz@ksbl.ch
www.ksbl.ch/anaesthesie