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17.05.2021

Nächtliche Atemaussetzer – Was ist eine obstruktive Schlafapnoe?

Zuweisende
Lautes Schnarchen und Tagesmüdigkeit können Indizien für eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) sein. Erfahren Sie im Interview mit dem Hals-Nasen-Ohren-Spezialist Prof. Dr. med. Kurt Tschopp, Chefarzt am KSBL mehr über dieses Krankheitsbild und innovative Behandlungsmöglichkeiten.

Was ist eine obstruktive Schlafapnoe (OSA) und welche Symptome deuten darauf hin?
Bei der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) erschlaffen im Schlaf die Zungenmuskulatur sowie das umliegende Gewebe im Rachenraum und verengen oder verschließen die oberen Atemwege, sodass Atempausen entstehen. Typisch bei der OSA ist daher lautes und unregelmäßiges Schnarchen, das durch Atemaussetzer unterbrochen wird. Die Folgen reichen von morgendlichen Kopfschmerzen über Erschöpfung und Tagesmüdigkeit bis hin zu Bluthochdruck, der sich medikamentös nicht einstellen lässt. Auch der im Straßenverkehr gefährliche Sekundenschlaf kann eine mögliche Folge sein. 

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Standardmäßig kommt zunächst die sogenannte CPAP-Maske (CPAP=continuous positive airway pressure) zum Einsatz. Diese unterstützt die Atmung in Form eines Überdrucks, sodass die Atemwege frei und offen bleiben. Doch viele Patienten berichten, dass sie mit der Maske nicht zurechtkommen – sie fühlen sich durch das Gerät unwohl oder klagen über Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, eine gereizte oder verstopfte Nase sowie Druckstellen. Daher brechen etliche Patienten diese Behandlung – trotz aller Bemühungen – irgendwann ab. Inzwischen gibt es aber für leichtere Formen der OSA alternative Verfahren wie die Unterkieferprotrusionsschiene und bei mittel- bis schwergradiger Form die Inspire Therapie.

Wie funktioniert die Inspire Therapie mit dem Zungenschrittmacher?
Die Inspire Therapie arbeitet im Einklang mit dem natürlichen Atemrhythmus. Dieser wird während des Schlafs mittels eines Sensors kontinuierlich gemessen. Durch eine sanfte Stimulation des Zungennervs werden synchron mit der Einatmung wichtige Atemwegsmuskeln stimuliert und so der Atemweg offengehalten. Das System wird vom Patienten über eine kleine Fernbedienung selbst gesteuert. Per Knopfdruck schalten sie Inspire einfach vor dem Zubettgehen ein – und nach dem Erwachen wieder aus.

Inspire wird im Rahmen eines etwa zweistündigen Eingriffs unter die Haut eingesetzt und besteht aus drei Komponenten. Eine Elektrode, die an den Zungennerv gelegt wird, bewegt die Zunge nach vorne, um die Atemwege offen zu halten. Der Schrittmacher wird, ähnlich eines Herzschrittmachers, unter dem Schlüsselbein platziert. Die dritte Komponente ist der Atemsensor, der die atemsynchrone Stimulation der Zunge sicherstellt.

Das Kantonsspital Baselland in Liestal hat schweizweit am meisten Erfahrung mit der Inspire-Therapie. Wie zufrieden sind Ihre Patientinnen und Patienten?
Unsere Erfahrungen sind sehr positiv. Bei fast allen Patienten kann die Anzahl der Atemaussetzer deutlich gesenkt werden. Sie sind mit dem Zungenschrittmacher sehr zufrieden und würden sich wieder für diesen Eingriff entscheiden. Durch die Operation hat sich ihre Lebensqualität enorm verbessert. Sie sind sehr dankbar, dass sie nachts wieder gut schlafen können, morgens ausgeruht aufwachen und ihre Lebensenergie zurückgewonnen haben. Für viele ist ein Leben ohne den Zungenschrittmacher undenkbar.

Für wen eignet sich der Zungenschrittmacher?
Für Betroffene mit OSA kann die Inspire Therapie eine Alternative sein, wenn:

  • sie an einer mittleren bis schweren obs truktiven Schlafapnoe leiden
  • bei ihnen die CPAP-Therapie nicht ausreichend wirkt oder die Maske Probleme bereitet 
  • sie nicht zu stark übergewichtig sind (Body Mass Index (BMI) unter 35) 

 

Zahlen und Fakten zur Inspire Therapie

Prof. Dr. med.

Kurt Tschopp

Senior Consultant
Klinik Hals-, Nasen- & Ohrenkrankheiten (HNO)
+41 61 400 27 40
E-Mail

Der Beitrag ist in der Ausgabe 4-2021 der Schweizer Hausapotheke erschienen.

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