Nach dem Sturz rasch zurück in die Selbständigkeit

Eines Morgens passiert es: Elsbeth Hofer* stürzt auf dem Weg ins Badezimmer und bricht sich die Hüfte. Trotz Diabetes und leichter Hörschwäche ist die 78-Jährige sonst recht fit und bewältigt ihren Alltag problemlos. Sie lebt mit ihrem Ehemann im eigenen Haus mit Garten. Der Rettungsdienst bringt sie ins Bruderholzspital, wo sie Schmerzmedikamente erhält und nach Beizug eines Orthopäden die Diagnose Hüftgelenksfraktur gestellt wird. Es ist nicht ihre erste Fraktur. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie sich nach einem unglücklichen Sturz den Arm gebrochen. Um die Seniorin optimal behandeln zu können, wird sie im Zentrum für Altersfrakturen (ZAB) des Kantonsspitals Baselland (KSBL) stationär aufgenommen. Dieses Kompetenzzentrum am Standort Bruderholz ist auf die Bedürfnisse mehrfacherkrankter, über 70-jähriger Patientinnen und Patienten spezialisiert.
Nach der Diagnose geht es schnell. Ein auf Altersmedizin spezialisierter Arzt spricht mit Frau Hofer über ihre Vorerkrankungen und untersucht sie eingehend. Die Seniorin fühlt sich sofort in guten Händen und staunt, wie schnell alles geht. Eine gemeinsame Besprechung mit dem orthopädischen Team ergibt, dass aufgrund der Gesamtsituation eine Totalprothese mit speziellem Schutz vor dem Auskugeln für die Patientin die optimale Lösung ist. Noch am selben Abend wird sie operiert. Bereits am nächsten Tag darf sie das Bein belasten und mit der Rehabilitation beginnen. Frau Hofer ist froh, dafür nicht das Spital wechseln zu müssen. Zudem tut ihr die grüne Umgebung auf dem Bruderholz gut.
Dank gezielter Behandlungen, auch gegen ihre neu diagnostizierte Osteoporose, macht Frau Hofer schnelle Fortschritte. Täglich schaut das interdisziplinäre Behandlungsteam nach ihr. Nach vierzehn Tagen darf sie bereits wieder nach Hause zurückkehren. Vor der Entlassung berät eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes das Paar und gibt Tipps zu Unterstützungsangeboten. Sechs Wochen später prüfen Alterstraumatologe und Operateur den Stand des Heilungsprozesses. Drei Monate nach der Operation erfolgt die abschliessende Kontrolle. Frau Hofer freut sich, ihr altes Leben wiederzuhaben. Dank der sofortigen Rehabilitation fühlt sie sich sogar fitter und kräftiger als vorher.
Im Alter braucht es die spezialisierte Behandlung
Der Anteil an älteren Menschen steigt stetig. Im Kanton Baselland wird bis 2030 ein Zuwachs der über 65-Jährigen um 25,5% und der über 80-Jährigen um 45.5% erwartet1. Mit dem Alter steigt auch das Sturz- und Frakturrisiko. Um die wachsende Zahl älterer Patienten und Patientinnen mit Begleiterkrankungen optimal zu versorgen, wurde das Zentrum für Altersfrakturen Baselland (ZAB) gegründet. Dort arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten der Orthopädie und Geriatrie eng zusammen, um gezielt auf die Bedürfnisse von mehrfacherkrankten Betagten eingehen zu können. Die Mitarbeitenden beider Fachbereiche agieren auf derselben Abteilung.
Von dieser interdisziplinären Kooperation der beiden medizinischer Disziplinen Orthopädie & Traumatologie sowie Altersmedizin & Rehabilitation profitieren Patientinnen und Patienten nach einem Unfall, denn diese Konstellation führt nachweislich zu besseren Resultaten. «Diese Form der Zusammenarbeit von Orthopädie & Traumatologie und Geriatrie auf derselben Station ist in der Schweiz aussergewöhnlich. Unser Zentrum für Altersfrakturen stellt in der Nordwestschweiz eine Besonderheit dar», sagt Christian Frank, Leitender Arzt Klinik Orthopädie & Traumatologie und Co-Leiter Zentrum für Altersfrakturen (ZAB).
Betroffene spüren dies vom ersten Moment an. Bereits in der Notfallstation beginnt die intensive Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen. Auch nach der Operation besucht das interdisziplinäre Team die Patientinnen und Patienten täglich. Dabei geht es nicht nur um den körperlichen Heilungsprozess. Auch weitere Faktoren wie Ernährung, Mobilität und die allgemeine Lebensqualität werden mit in Betracht gezogen.
Frau Hofer war auch beeindruckt, wie Physio und Ergotherapeutinnen und -therapeuten, sowie Ernährungsberaterinnen und -berater eng zusammenarbeiten, um sie bestmöglich auf die Rückkehr in ihr Zuhause vorzubereiten. «Unser Ziel ist es, betagte Patientinnen und Patienten nach einem Unfall gestärkt durch eine ganzheitliche und koordinierte Betreuung von Orthopädie und Altersmedizin in die Selbstständigkeit und die gewohnte Umgebung zu entlassen», bringt es Dr. med. Massimo Ruffo, Stv. Chefarzt Klinik Altersmedizin und Co-Leiter Zentrum für Altersfrakturen Baselland (ZAB) auf den Punkt.
1 Kantonale Bevölkerungsstatistik, Altersprognose BL 2020 (Basis 2018). Amt für Daten und Statistik BL
Das Zentrum für Altersfrakturen Baselland
bietet eine spezialisierte Betreuung für ältere Patientinnen und Patienten, die einen Knochenbruch erlitten haben. Orthopädinnen, Orthopäden und Geriaterinnen, Geriater arbeiten Hand in Hand, um die besonderen Bedürfnisse dieser Patientengruppe optimal zu versorgen. Bereits 2015 wurde das Zentrum mit dem Qualitätssiegel der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) ausgezeichnet und im Jahr 2021 erfolgreich rezertifiziert.
Dieser Beitrag ist im Dezember 2024 im Magazin Regio aktuell erschienen.