Nachts im Schlaflabor
Vorbereitung
Für die Schlafuntersuchung werden dem Patienten Elektroden an Kopf, Rumpf und Beine geklebt, welche die Aktivität von Hirn, Herz, Muskeln und Atmung messen; ein Fingerclip zeigt die Sauerstoffsättigung an, die Nasenbrille erfasst den Atemfluss und je ein Gurt um Brust und Bauch bilden die Atembewegungen ab. Eine Videoaufzeichnung macht ungewöhnliche Bewegungsmuster sichtbar.
Beobachtung
Vor der Nachtruhe werden sämtliche Messgeräte geeicht: Der Patient führt bestimmte Bewegungen durch, etwa einen Blick nach rechts oder links, tiefes Atmen oder ein Anheben des Fusses. Gleichzeitig kontrolliert eine Schlaflaborantin, ob diese Bewegungen korrekt auf dem Bildschirm zu sehen sind. Die gesammelten Daten werden via WLAN übertragen.
Besprechung
Nach der Schlafuntersuchung bespricht Dr. med. Alexander Buchholt die Resultate mit dem Patienten und zeigt die Therapiemöglichkeiten auf. Wenn nötig folgen noch weitere Tests zur Tageszeit, etwa um das Ausmass der Tagesschläfrigkeit zu klären.
Es könnte ein freundliches Hotelzimmer sein, das Peter B. pünktlich um 18.30 Uhr betritt. Nur die Videokamera über dem Bett und der hohe Rollkorpus mit einem blau leuchtenden Laptop und verschiedenen Geräten darauf passen nicht ins Bild. Peter B. ist ein drahtiger Mann, der nun seit Wochen den ganzen Tag gegen Müdigkeit kämpft – obwohl er nach eigenen Angaben gut schläft. Ob dies wirklich zutrifft, soll eine Nacht im Schlaflabor des KSBL in Liestal zeigen. Der Patient blickt dem Aufenthalt mit gemischten Gefühlen entgegen: Wird er mit all den Kabeln am Körper überhaupt schlafen können?
Frei beweglich
«Hier schlafen alle», lacht Daniela Silva. Die Schlaflaborantin klebt Peter B., der bereits im Pyjama dasitzt, insgesamt 17 Elektroden an Kopf, Rumpf und Beine. Diese messen in den nächsten Stunden die Aktivitäten von Hirn, Herz, Muskeln und Atmung des Patienten, woraus sich seine Schlaftiefe und allfällige Schlafstörungen ableiten lassen. «Alle Daten werden drahtlos in den Technikraum gesendet. Sie können sich also im Bett frei bewegen», erklärt Daniela Silva dem Patienten. Peter B. ist erleichtert. Noch ein Sauerstoffmessgerät an den Zeigefinger geklippt, elastische Gurten um Brust und Bauch gebunden sowie eine feine «Nasenbrille » aufgesetzt – schon ist alles bereit zum Eichen der Sensoren. Die Schlaflaborantin weist Peter B. an, bestimmte Bewegungen auszuführen, damit ihre Kollegin im Technikraum nebenan deren Übertragung kontrollieren kann. «Bitte schauen Sie nach rechts … Jetzt fünf Mal kauen … Tief in den Bauch atmen … Bestens.»
Schlafen (fast) wie zu Hause
Daniela Silva schaltet die Videokamera ein und wünscht eine gute Nacht. Im Technikraum überwacht sie und später ihre Kollegin den Schlaf des Patienten. Nach einem Dutzend Atemzügen hat sich Peter B. an seine technische Ausstattung gewöhnt, liest wie immer noch eine halbe Stunde und schläft wider Erwarten rasch ein. «Eine repräsentative Nacht», bilanziert er am nächsten Morgen zufrieden. Tatsächlich ergibt die Messung eine klare Diagnose: Peter B. leidet an einer obstruktiven Schlafapnoe, einer häufigen Atemstörung. Dabei rutscht die Zunge nach hinten, wobei es zu einer Verengung der oberen Atemwege kommt; dies führt zu Sauerstoffmangel und – oft unbemerkten – Aufwachreaktionen. Pneumologe Alexander Buchholt empfiehlt dem Patienten die CPAP-Nasenmaske, die mittels Überdruck die Atemwege freihält. Zu Peter B.s Freude spricht er darauf an: Nach einigen Wochen hat er seinen tiefen Schlaf zurück und kann ausgeruht in den Tag starten.
So schlafen Sie gut
Schlafprobleme lassen sich oft bereits mit günstigen Gewohnheiten merklich lindern: Stets zur gleichen Zeit zu Bett gehen und aufstehen, nach dem Mittagessen ein max. 20-minütiger «Power Nap», leichte Abendmahlzeiten und einige Stunden vor dem Schlafengehen auf sportliche Aktivitäten sowie Nikotin, Koffein oder Teein verzichten. Ein Einschlafritual, etwa mit Düften, Musik oder Meditation, sowie ein ruhiges, dunkles und eher kühles Schlafzimmer von ca. 18 °C können ebenfalls helfen.
Interdisziplinäres Schlaflabor Baselland
Am KSBL kennen sich die Spezialistinnen und Spezialisten der Pneumologie, HNO, Neurologie und Psychiatrie mit den vielfältigen Ursachen von Schlafproblemen aus. Ob schlafmedizinische Sprechstunde oder Untersuchung im «Interdisziplinären Schlaflabor Baselland», das KSBL bietet Ihnen eine umfassende Abklärung und Therapie an. Am häufigsten werden im Schlaflabor Ein- und Durchschlafstörungen (Insomnien) sowie Schlafapnoen (Atempausen während des Schlafens) behandelt.
Dr. med. Alexander Buchholt
Facharzt für Allgemeine Innere Medizin / Facharzt für Pneumologie / Schlafmedizin (SGSSC)
Leitender Arzt
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Medizinische Universitätsklinik, Pneumologie
T +41 (0)61 925 23 64
pneumologie.liestal@ksbl.ch
www.ksbl.ch/schlaflabor
Der Artikel ist in der KSBL-Gesundheitszeitung medizin aktuell, Ausgabe Mai 2022 erschienen.