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10.08.2021

Wenn das Knie trotz Prothese schmerzt.

Zuweisende
Das Einsetzen eines neuen Kniegelenks ist ein komplexer Eingriff. Nicht immer gelingt es, die Stabilität wiederherzustellen, sodass es zu Einschränkungen und Schmerzen kommen kann. Die Orthopädie am Kantonsspital Baselland (KSBL) verfügt mit Prof. Michael Hirschmann über einen auf solche Fälle spezialisierten, international ausgezeichneten Experten.

Marco S. litt aufgrund einer fortschreitenden Arthrose an Schmerzen im rechten Knie und war dadurch in seinem Beruf als Metzger beeinträchtigt. Deshalb entschied er sich, eine Totalprothese, also ein künstliches Kniegelenk, einsetzen zu lassen. Nach der Operation war die Enttäuschung gross, als die Schmerzen nach Monaten nicht nachliessen. «Es war nie gut. Seit zwei Jahren habe ich ständig Schmerzen und kann nicht mehr arbeiten, weil ich keine schweren Lasten heben kann.» 

«Wir wenden einen standardisierten und ausgezeichneten Abklärungsalgorithmus an.»

Prof. Dr. med. Michael Hirschmann

Chefarzt und Leiter der Klinik für Orthopädie und Traumatologie am Kantonsspital Baselland. Michael Hirschmann ist ein international anerkannter Spezialist im Bereich der Knieprothesenrevision und hat mehrere Auszeichnungen auf diesem Gebiet gewonnen.

Sein behandelnder Orthopäde erkannte keinen sichtbaren Grund für die Beschwerden und konnte ihm nicht weiterhelfen. Über den Hausarzt erfuhr er, dass das KSBL eine Spezialsprechstunde für solch komplexe Fälle anbietet. «Nach unseren Untersuchungen stellten wir fest, dass es sich um eine Instabilität handelt. Die Prothese wurde nicht ausreichend balanciert eingebracht», berichtet Prof. Hirschmann, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates am KSBL. Mit diesem Problem ist Marco S. nicht alleine. «Rund 20% der Patientinnen und Patienten haben nach einer Knieprothesenoperation Beschwerden. Dafür gibt es viele Gründe. Der häufigste ist neben einer Infektion, dass die Prothese nicht stabil ist oder mechanisch nicht funktioniert, weil die Positionierung nicht optimal erfolgt ist.» Dies sei nicht als Operationsfehler zu betrachten, betont der erfahrene Orthopäde. «Die Natur hat uns alle sehr unterschiedlich gebaut, deshalb ist es eine Kunst, während der Operation alles so wiederherzustellen, dass das Kniegelenk wieder mechanisch einwandfrei funktioniert.»

Ein international anerkanntes Wechselzentrum

Die grosse Herausforderung ist, dass das Kniegelenk mehrere Bewegungsachsen hat, bei denen etliche Bänder und Sehnen im Spiel sind, die nach der Operation möglichst wieder im Gleichklang funktionieren sollten. «Die Anatomie ist sehr unterschiedlich, die Operationstechniken aber standardisiert auf ein Durchschnittsknie ausgerichtet», so Prof. Hirschmann. Bei einer Instabilität können die Sehnen, Muskeln und Bänder das Knie nicht halten und sind dadurch ständig überbelastet und schmerzen. «Das bleibt ein ungelöstes Problem, das stark mit der Erfahrung des Operateurs verbunden ist. Mit der Zeit entwickelt man ein Gespür für die notwendige Stabilität. » Dabei gelte es, einen guten Mittelweg zu finden. Das Knie darf auch nicht zu stabil sein, da sonst das Gelenk als steif empfunden wird. Stimmt die Mechanik nicht optimal, lässt sich das meist auch nicht mit Physiotherapie oder Muskeltraining verbessern, zumal die starken Schmerzen dies gar nicht zulassen – ein Teufelskreis. 

«Schmerzen nach einer Knieprothesenoperation müssen nicht sein. Warten Sie nicht zu lange und melden Sie sich in unserer Spezialsprechstunde an.»

Bild: Ausmessung der Prothesenposition im 3D-Schichtröntgen

Die orthopädische Klinik des KSBL ist spezialisiert auf die Behandlung von Knieprothesen, die nicht gut funktionieren. Dies hat sich herumgesprochen - Betroffene aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland reisen zu Prof. Hirschmann. «Wir wenden einen standardisierten und ausgezeichneten Abklärungsalgorithmus an. Bei der ersten Konsultation geht es darum, typische Schmerzmuster zu erkennen und eine Arbeitshypothese zu formulieren.» Anschliessend erfolgt die radiologische Abklärung. Hat sich bestätigt, dass es am Knie liegt, wird untersucht, ob die Prothese ausgelockert ist und ob Verwachsungen oder Brüche vorliegen. «Weil man mit dem normalen Röntgen dabei die Feinheiten nicht beurteilen kann, haben wir spezielle Stressröntgenaufnahmen entwickelt, die uns mehr über die Stabilität sagen. Zusätzlich wird die Prothesenpositionierung mit einer von uns entwickelten Software in 3D ausgemessen. So bekommen wir ein Verständnis, was mechanisch nicht funktioniert.» Für diesen innovativen Ansatz wurden Prof. Hirschmann und sein Team mit mehreren internationalen Preisen ausgezeichnet. 

Die meisten Probleme lassen sich lösen

Marco S. wurde empfohlen, die Prothese auswechseln zu lassen. «Das ist natürlich ein Schock für die Betroffenen. Es ist aber auch eine Erlösung, weil sie endlich wissen, dass es einen Grund für die Schmerzen gibt.» Die Erfolgsquote lässt sich sehen: ¾ der Patientinnen und Patienten sind nach einer Revision schmerzgelindert und eine Mehrheit sogar schmerzfrei. «Das hängt auch davon ab, wie lange die Schmerzsituation bereits besteht. Je länger die Schmerzen anhalten, umso mehr verselbstständigen sie sich. Deshalb holen wir von Anfang an die Schmerztherapie des KSBL mit an Bord.» Prothese, manchmal lässt sich das Problem mit einer Teiloperation korrigieren. In einem Drittel der Fälle kommen nichtoperative Massnahmen zur Anwendung wie etwa intensive Physiotherapie, Infiltrationen sowie Schmerz- und medikamentöse Therapien. Bei Problemen nach einer Prothesenoperation rät Prof. Hirschmann, nicht allzu lange zuzuwarten. «Schmerzt das Knie nach sechs Monaten stark oder ist die Beweglichkeit schlecht, sollte man es zeigen kommen, weil man in dieser Phase noch viel machen kann, auch ohne Operation».

 

Klinik für Orthopädie und Traumatologie des Bewegungsapparates

Das Kantonsspital Baselland bietet das gesamte Spektrum auf dem Gebiet der Orthopädie und Traumatologie an und zählt zu den grössten orthopädischen Zentren der Schweiz.

www.ksbl.ch/orthopaedie

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Wir helfen Ihnen weiter.
Prof. Michael Hirschmann bietet eine Spezialsprechstunde
bei schmerzhafter Knieprothese.
knieksbl.ch
T 061 436 26 97
T 061 436 27 42
www.ksbl.ch/knie

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